Von Franz Herz

Vorgestellt. Andreas Warschau aus Altenberg kandidiert für B 90/Grüne. Wichtig ist ihm die Förderung neuer Energien.

Als Kandidat für den Bundestag ist er schon einmal um Dresden herum gekommen. Im damaligen Wahlkreis Dresdner Land und Weißeritzkreis trat Andreas Warschau bei der Bundestagswahl 1998 für Bündnis 90/Die Grünen an, zur Wahl 2003 in Freiberg und jetzt in der Sächsischen Schweiz und im Weißeritzkreis.

Er kann sich durchaus vorstellen, dass ihn sein Weg noch weiter bis nach Berlin führt. „Vielleicht als Mitarbeiter eines unserer Bundestagsabgeordneten“, sagt er. Abgeordneter zu werden, ist sehr unwahrscheinlich. Auf einen Listenplatz hat Warschau verzichtet. „Und damit ich das Direktmandat hole, müsste schon ein Wunder geschehen. Nun bin ich zwar evangelisch, aber das zu glauben, wäre doch vermessen“, sagt er.

In der Bundespolitik will er gerne die drei Themen weiter bearbeiten, die ihm jetzt schon sehr wichtig sind: Energie, Verkehr und Bildung. Diese Politikfelder berühren ihn alle persönlich.

Seit 1993 arbeitet er als selbstständiger Energieberater. Dabei betreut er viele Projekte für den Energietisch Altenberg. Das Thema hält er für zentral: „An dieser Frage strippen sich eine Reihe weiterer Probleme auf, Wirtschaft, Gesundheit oder die Friedenspolitik.“ Er setzt dabei auf Einsparungen und erneuerbare Energien. Warschau sagt: „Dabei müssen wir unseren Lebensstandard ändern. Das geht. Wenn mich Leute in meiner kleinen Wohnung besuchen, wundern die sich oft. Erst recht, wenn sie dann noch hören, dass ich in Altenberg ohne Auto lebe.“

Im Weißeritzkreis ist er als Verkehrspolitiker bekannt. Er engagiert sich aus eigener Betroffenheit in der Bürgerinitiative gegen den Neubau der B 170 und gegen den Transitverkehr. Die geplante Trasse für die B 170 neu hätte an Waldidylle vorbei geführt, dem Ort, wo Warschau aufgewachsen ist. Jetzt wohnt er in Altenberg, wo er täglich die Verkehrsbelastung auf der Bundesstraße 170 vor Augen hat.

Im Landesvorstand von B 90/Grüne ist er in der Arbeitsgemeinschaft Bildung aktiv. Auch das Interesse an Bildungspolitik wurzelt in seinem Lebensweg. Die Geburt seiner Tochter 1988 gab den Anstoß, nach der Wende im Kindergarten zu arbeiten und schließlich Sozialarbeit zu studieren.

Seit seiner Kindheit geht er andere Wege als die Mehrheit. „Unser Vater hat uns immer ermutigt, den Mund aufzumachen und uns nichts gefallen zu lassen“, erzählt Warschau. Sein politisches Interesse prägte sich an der Schule stark aus. Er wollte Journalist werden, konnte aber nicht studieren, weil er keiner Partei beitrat. „Ich lernte dann Elektronikfacharbeiter. Später suchte ich mir meine Nische in der DDR und fing in einem privaten Fotolabor an zu arbeiten.“

Seine Stimme gab er sofort nach der Wende den Grünen. Ihre Wahlniederlage 1994 war für ihn der Anstoß beizutreten. „Am Tag nach der verlorenen Landtagswahl bin ich auf die Landesgeschäftsstelle und habe meinen Mitgliedsantrag gestellt“, erinnert sich Warschau. „Ich bin aber eher ein Bündnis 90-Mann“, sagt er. Wahrung der Bürgerrechte sei ihm wichtiger als strenger Naturschutz.

Die PDS betrachtet er als nächsten politischen Konkurrenten. „Um die linken Grün-Wähler müssen wir kämpfen. Da gibt es welche, die den Heilsversprechen gerne glauben“, sagt er. Mit der FDP will er sich streiten, wo es um die bürgerlichen Freiheiten geht. In der Koalition mit der SPD sieht er die Aufgabe der Grünen darin, „Schily an die Leine zu nehmen.“

Sächsische Zeitung, 3. September 2005