Bündnisgrüne: Neue Trasse für B 170 verkehrte Schlussfolgerung aus Hochwasserkatastrophe
Die neuen Pläne für eine neue Trasse der B 170 auf der Höhenlinie zwischen Dippoldiswalde und Oberbärenburg stoßen bei den Bündnisgrünen im Weißeritzkreis auf scharfe Ablehnung. Auf ihrer Mitgliederversammlung am Mittwoch im Freitaler Umweltzentrum wurden eine ganze Reihe von Kritikpunkten formuliert. "Wir befürchten vor allem, dass der Weißeritzkreis künftig gleich von drei Transitstrecken durchquert wird: der 2005 fertiggestellten Autobahn, der ‚neuen' B 170 und der alten B 170 im Weißeritztal, deren Ausbau ja derzeit auch vorangetrieben wird", fasst Andreas Warschau, Sprecher des Kreisverbandes zusammen. "Am Ende werden die alte und die neue B 170 als Umleitungsstrecken für die Autobahn im Staufall genutzt bzw. als preiswertere Alternative zur mautpflichtigen Trasse."
Die Grünen stellen fest, dass hier (wie in vielen anderen Fällen) die verkehrten Schlussfolgerungen aus dem August-Hochwasser gezogen werden. "Eine der wesentlichen Ursachen für die Schwere des Hochwassers war doch, dass auf den Erzgebirgshöhen zu wenig Waldflächen vorhanden sind, die das Wasser speichern könnten. Und genau an dieser Stelle wird jetzt nicht nur Wald abgeholzt bzw. die Wiederaufforstung verhindert, sondern auch noch Straßenverkehr angezogen, dessen Schadstoffausstoß ein Hauptgrund für Waldschäden im Erzgebirge ist", zeigt sich Warschau über die kurzsichtige Lösungsvariante enttäuscht. Außerdem bestehen bereits jetzt erhebliche Umweltschutzbedenken in den betroffenen Gebieten. Auf keinen Fall dürfe es dazu kommen, dass mit dem Argument, man müsse jetzt schnell handeln, geltendes Recht ausgehebelt wird. "Es ist überhaupt nicht einzusehen, wieso Planfeststellungsverfahren und Umweltverträglichkeitsprüfungen auf einmal außer Kraft gesetzt werden sollen", kündigt der Kreisverbandssprecher Widerstand an.
Die Mitglieder des Kreisverbandes hoffen, dass die Anwohner der bestehenden Trasse, die sich vor der Flut in verschiedenen Bürgerinitiativen zusammen gefunden hatten, sich nicht durch die vorgeschlagene Variante abspeisen lassen. "Es geht hier nicht nur um die Lärmbelastung und die Schadstofftransporte vor der eigenen Haustür, sondern um einen umweltfreundlichen Verkehr in der gesamten Region und damit auch um die wirtschaftliche Zukunft des Erzgebirges als Tourismusgebiet", stellt der Grünen-Sprecher fest. Die Zielrichtung der Bürgerinitiativen sei nach wie vor richtig: Verlagerung von Transporten auf den Schienenweg! "Gerade die letzten Monate haben doch die Mär für alle sichtbar wiederlegt, dass die Schwerlasttransporte auf der B 170 lebensnotwendig für die Wirtschaft seien. Seit August fahren hier keine LKW mehr und das Abendland ist immer noch nicht untergegangen. Dafür ist die Auslastung der Rollenden Landstraße auf über 80 Prozent gestiegen - ein Beweis, dass dieses Angebot auch von den Spediteuren angenommen wird."
Für die Grünen steht jedenfalls fest: Die geplante neue Trasse ist so überflüssig wie ein Kropf und die alte B 170 kann so weit zurückgebaut werden, dass Schwerlasttransporte auf ihr unattraktiv werden. Mittel aus dem Bundesverkehrswegeplan können dennoch beantragt werden - aber für einen Ausbau der Rollenden Landstraße.