Von Bettina Schneider

 

Eigentümer und Heimleiter stellen Strafanträge

Nach der am Mittwoch im Radeberger Asylbewerberheim durchgeführten Zwangsräumung war auch gestern wieder Polizei in den Räumen auf der Forststraße anzutreffen. Doch diesmal, um den angerichteten Sachschaden protokollarisch aufzunehmen. Sowohl Wolf-Rüdiger Ziegenbalg, Eigentümer des Hauses, als auch Konrad Peter, Betreiber des Heimes, hatten Strafanzeige gestellt. Fassungslos saß Ziegenbalg in dem kleinen Büro. "Ich habe eine Anzeige gegen Unbekannt und in alle Richtungen sowie eine Schadensersatzklage wegen der erheblichen Verschlechterung des Mietobjektes aufgegeben", berichtet er den Medien. Peter Konrad, der während der gesamten Aktion anwesend war, kann da schon konkreter vorgehen. Er klagt wegen Aufruf, Anstiftung und Herbeiführung zur Sachbeschädigung und Körperverletzung, wegen Amts- und Machtmißbrauch und weiteren Delikten gegen vier Angehörige des Landratsamtes, darunter Landrätin Andrea Fischer und deren Pressesprecherin Gabriele Wehmeier sowie gegen den Ausländerbeauftragten des Landkreises Manfred Busch.

Verhalten der Landrätin in der Kritik

 

Heftig angegriffen wurde Fischer auch von Peter Adler. Der Innenpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion erhob schwere Vorwürfe. "Nur durch das unkoordinierte und stümperhafte Vorgehen der Landrätin, dass jeden Weitblick vermissen lässt, ist die Stadt Radeberg in die Schlagzeilen geraten", schreibt Peter Adler. Landrätin Fischer sei offensichtlich nicht Herr der Lage, heißt es weiter in einer Pressemitteilung. Sie finde nicht den richtigen Weg, sich mit Inmobilienspekulanten auf die richtige Art auseinanderzusetzen. Die SPD-Fraktion werde auf der nächsten Innenausschuss-Sitzung vom Innenminister weitere Aufklärung fordern. Zum Sachverhalt bezog auch der Regionalverband Westlausitz des Bündnis 90/Die Grünen Stellung. "Schulnote "6" in Sachen Menschlichkeit - Setzen!" kommentiert deren Sprecher Andreas Warschau. "Die Sache stinkt doch gewaltig. Wenn wirklich dauerhaft unzumutbare hygienische Zustände der Grund für die Räumung waren, muss man die doch nicht in einer Nacht- und Nebel-Aktion durchführen, sondern bereitet sie gemeinsam mit den Bewohnern vor." Das Landratsamt bereinige Strukturen auf die kalte Tour im Stil der Immobilienmakler der übelsten Sorte, so die Grünen.

Ausländer brauchen dringend Solidarität

Telefonisch meldete sich Ursula Mai in der Redaktion. Sie ist Mitglied der Initiative Pax Christi, einer Christlichen Vereinigung, die sich in ganz Deutschland für die Rechte von Ausländern einsetzt. "Wir sind sehr betroffen. In unserer Betroffenheit werden wir der Sache nachgehen. Und ich glaube, dass diese Menschen jetzt ganz besonders unsere Solidarität brauchen", sagt sie.
In Sorge sind die Mitarbeiter des Radeberger Asylbewerberheimes. "Wir haben uns gestern nach dem Befinden unserer Bewohner erkundigt." Sie schütteln verständnislos den Kopf. Nur fünf sollen in einer Kamenzer Einrichtung untergebracht worden sein, die anderen irgendwo anders. "Sie wissen nicht, wie sie die Leute unterbringen sollen, aber Hauptsache, sie haben sie erst einmal weggeholt", berichten sie erschüttert. Ja, es werde sogar gemunkelt, dass ein neues Heim her muss. Im Landratsamt war gestern niemand mehr zu erreichen.